Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges auf W&I-Versicherungen

Warranty-and-Indemnity Versicherungen, kurz W&I-Versicherungen, sind aus M&A-Transaktionen kaum noch wegzudenken. Immer mehr Verkäufer verschieben auf diesem Weg ihre Transaktionsrisiken zu den Versicherern. Allerdings sind längst nicht alle Risiken versicherbar – der Krieg in der Ukraine hat hier zu wesentlichen Einschränkungen geführt. Und auch die Corona-Pandemie hat den Markt der W&I-Versicherungen verändert. Ein Überblick.

Von Jennifer Blümlein, Rechtsanwältin

Im Rahmen von Unternehmenstransaktionen dienen W&I-Versicherungen dazu, Garantien und Freistellungen aus dem Kaufvertrag abzusichern. Sowohl Verkäufer als auch Käufer können sich einer W&I-Versicherung bedienen und damit Transaktionsrisiken auf den Versicherer übertragen. Vor allem dann, wenn Private-Equity-Investoren in eine Transaktion involviert sind, werden W&I-Versicherungen gerne nachgefragt.

Corona-Pandemie: Vom Stillstand zum Rekordjahr

Zu Beginn der Corona-Pandemie und mit Eintritt des ersten Lockdowns kam diese Nachfrage allerdings vollständig zum Erliegen und es herrschte Stillstand auf dem Versicherungsmarkt. Dies lag allerdings nicht am mangelnden Interesse, W&I-Versicherungen bei Unternehmenstransaktionen heranzuziehen, sondern vielmehr daran, dass für einige Wochen auch auf dem Transaktionsmarkt Verunsicherung darüber herrschte, wie sich die Pandemie auf Unternehmenstransaktionen auswirken würde.

Der Markt erholte sich jedoch schnell: 2021 war branchenübergreifend ein Rekordjahr für Unternehmenstransaktionen. Dies führte dazu, dass auch die Nachfrage nach W&I-Versicherungen boomte und die Versicherer ab dem vierten Quartal 2021 Probleme hatten, der hohen Nachfrage nachzukommen.

W&I-Versicherer wurden vor allem im Hinblick auf die personelle Unterstützung im Underwriting Prozess vor Herausforderungen gestellt. Auch hatten einige Versicherungen ihr Haftungskapital, das für das Jahr 2021 zur Verfügung stand, zu Beginn des vierten Quartals 2021 bereits fast vollständig aufgebraucht. Somit konnten sie nur noch gemeinsam mit anderen Versicherern die erforderlichen Deckungssummen aufbringen. Schließlich hatte die hohe Nachfrage nach W&I-Versicherungen auch zur Folge, dass bereits ab dem dritten Quartal die Prämien leicht anstiegen.

Ukraine-Krieg: Einschränkungen bei der Versicherung

Bereits vor Beginn des Ukraine Krieges im Februar 2022 herrschte bei den W&I-Versicherern Zurückhaltung, was die Versicherbarkeit von Transaktionen mit unmittelbarem Bezug zu Russland anbelangt. Zu groß waren die Bedenken im Hinblick auf Probleme, die aus möglichen Verstrickungen in Sanktions- oder Korruptionsfälle resultieren könnten.

Spätestens mit Beginn des Krieges gingen sämtliche W&I-Versicherer dazu über, Haftungsausschlüsse für solche Themen in ihre Versicherungspolicen aufzunehmen, welche die Länder Russland, Ukraine oder auch Belarus betreffen. So findet sich in den W&I-Policen seitdem überwiegend die Regelung, dass der Versicherer nicht für Schäden haftet, die sich aus oder im Zusammenhang mit den ausgeschlossenen Gebieten ergeben, insbesondere Schäden im Zusammenhang mit Aktivitäten und Tätigkeiten, Verkäufen, Transporten, Mitarbeitern, Vermögenswerten, Verträgen, Grundstücken oder anderen Dingen, die sich in diesen ausgeschlossenen Gebieten befinden oder dort durchgeführt werden.

Befindet sich die Zielgesellschaft oder eine der Parteien auf einer Sanktionsliste, so ist es gänzlich ausgeschlossen, für die Transaktion einen W&I-Versicherer zu finden. Dies gilt selbst dann, wenn zwar nicht eine der unmittelbaren Parteien der Transaktion auf einer Sanktionsliste zu finden ist, aber sich in einer über mehrere Ebenen erstreckenden Gesellschaftsstruktur auf der obersten Ebene ein Gesellschafter befindet, der auf einer Sanktionsliste geführt wird.

Folgen: Erhöhte Anforderungen an Due Diligence und Underwriting Prozess

Die Zurückhaltung der W&I-Versicherungen macht sich im Transaktionsprozess auch bei der Due Diligence und beim Underwriting Prozess bemerkbar. Die Versicherungen richten ihr Augenmerk besonders auf mögliche Verbindungen zu Russland oder der Ukraine und haben ihre Underwriting Questions an die aktuellen Geschehnisse angepasst. Die Versicherer möchten genau wissen, ob es in der durchgeführten Due Diligence Hinweise auf mögliche Verbindungen zu Russland oder der Ukraine gab oder gibt und falls ja, wie stark diese ausgeprägt sind.

Auch bei ihrer KYC-Prüfung schauen die W&I-Versicherer genauer auf mögliche Konfliktthemen. Hier kann es insbesondere gleich zu Beginn des Prozesses verstärkt Rückfragen dazu geben, in wie weit die am Prozess beteiligten Kanzleien auch selbst eine Prüfung der Sanktionslisten vorgenommen haben.

Ausblick 

Trotz der nunmehr in allen Versicherungspolicen enthaltenen Haftungsausschlüssen zu Russland- und Ukraine-Themen, ist die Nachfrage nach W&I-Versicherungen groß.

Es zeichnet sich ab, dass W&I-Versicherer in Zukunft vor allem bei Transaktionen mit einem großen Volumen auf die Bereitstellung der Deckungssummen gemeinsam mit weiteren W&I-Versicherungen setzen werden. Mit dem bevorstehenden Markteintritt neuer W&I-Versicherungen wird der hohen Nachfrage weiter Rechnung getragen werden.

Jennifer Blümlein

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